Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh' in einem stillen Gebiet!
Ich leb' allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!
(Friedrich Rückert)
Die Sonne lacht mir ins Gesicht,
eine warme Hand streichelt meine Haut.
Ich schau zum Himmel und seh dich nicht,
aber das Gefühl ist mir vertraut.
Der Wind streicht mir durchs Haar,
wie einst deine kleine Hand.
Deine Nähe wirkt so wahr,
wie sie uns einst verband.
Ich wünscht, du bist da oben
und schaust strahlend auf uns nieder.
Ich wünscht, du kannst dort toben
und hast dein Kinderlachen wieder.
Könnt ich dich noch einmal seh´n
und wüsst ich, es geht dir gut,
würd mein Schmerz leichter geh´n
und es käm bald neuer Mut.
So nehm ich all die Zeichen,
wo auch immer sie mir entsteh´n,
als würdest du sie reichen,
dass wir gemeinsam weiter geh´n .
Es macht die Last nicht leichter,
auch den Weg nicht feiner,
aber mein Herz etwas weicher
und den Blick wieder reiner.
(mit freundlicher Genehmigung von Jana Weinhold)
Dein Licht braucht keinen Tag.
Sonne bist du geworden.
Dein Licht braucht keine Nacht.
Stern bist du geworden.
Dein Licht braucht keinen Beweis.
Wahrheit bist du geblieben.
(mit freundlicher Genehmigung von Birte Heuser)
Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch gar nicht versuchen, man muss es einfach aushalten und durchhalten.
Das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden.
Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus; sondern er hält sie vielmehr unausgefüllt und hilft uns dadurch, unsere Gemeinschaft miteinander, wenn auch unter Schmerzen - zu bewahren.
Ferner:
Je schöner die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht mehr wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich. Man muss sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu besonderen Stunden, und sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt; dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.
Dietrich Bonhoeffer
(Brief an Renate u. Eberhard Bethge; Gefängnis Berlin Tegel, Heiligabend 1943)